Ziele des Verkehrssicherheits- programms 2030

Der Systemische Sicherheitsansatz der ASFINAG („Safe System“) verfolgt dieselbe langfristige Vorstellung, wie die schwedische Philosophie „Vision Zero“: ein Verkehrssystem ohne Unfälle mit Getöteten oder Schwerverletzten ist durchaus machbar und erstrebenswert! Da sich Unfälle nie gänzlich verhindern lassen, wollen wir danach trachten, zumindest die Unfallschwere dauerhaft zu reduzieren.

Die Erfolge unserer Sicherheitsarbeit sollen auch messbar sein. In den Jahren bis 2030 haben wir uns deshalb Reduktionsziele für Getötete, Schwerverletzte und Unfälle gesetzt. Zusätzlich wollen wir eine ganze Reihe von spezifischen Kennzahlen erreichen, die jeweils sicherheitsrelevante Teilbereiche der ASFINAG-Aktivitäten repräsentieren.

 

Einfluss des „Safe System“ auf die Schwerpunktsetzung unserer Ziele

In der traditionellen Sicherheitsarbeit wurde vor allem getrachtet, die Zahl der Unfälle möglichst zu minimieren. Das erweist sich letztlich aber als aussichtsloses Unterfangen, vor allem in Zeiten stetig steigender Verkehrsdichten – und weil jeder Mensch hin und wieder unbeabsichtigte Fehler macht. Deshalb vollziehen wir mit Safe System einen Paradigmenwechsel von der Unfallprävention zur Verletzungsprävention: Verkehrstote und Schwerverletzte sind inakzeptabel, aber Unfälle an sich werden nie gänzlich zu vermeiden sein; manche typische Safe-System-Maßnahmen (z.B. bauliche Mitteltrennungen) können die Zahl der Unfälle – vor allem der Sachschäden – sogar erhöhen, allerdings senken sie nachhaltig die Unfallschwere.

Neben der langfristigen Vision, keine Verkehrstoten und Schwerverletzten auf unserem Straßennetz akzeptieren zu wollen, haben wir uns für 2030 eine Reihe von Zielen in drei Ebenen gesetzt:

Die Zahl der Getöteten pro Milliarde gefahrener Kilometer soll bis 2030 nachhaltig auf weniger als 1 sinken – das würde  Europaspitze bedeuten. Diese kilometerbezogene Zahl der Getöteten ist die aussagekräftigste internationale Vergleichszahl für die Sicherheit von Straßennetzen.

* pro Mrd. gefahrener Kilometer
ZeitraumEntwicklung der Getötetenrate *
2006 - 20083,4
2011 - 20132,0
2016 - 20181,4
2017 - 20191,3
2018 - 20201,1
2019 - 20211,2
2020 - 20221,2

 

Getöteteweniger als 1 Getöteter pro Milliarde gefahrenen Kilometer (Getötetenrate) ab 2030
Schwerverletzteweniger als 10 Unfälle mit Getöteten oder Schwerverletzten pro Milliarde gefahrener Kilometer ab 2020
Unfälleweniger als 70 Unfälle mit Personenschaden pro Milliarde gefahrener Kilometer (Unfallrate) ab 2020

 

Insgesamt 15 Teilziele und Kennzahlen, die die Qualität der Sicherheitsarbeit in den zahlreichen Fachbereichen der ASFINAG und ihrer Kooperationspartner widerspiegeln. Diese wurden den Systemkomponenten Infrastruktur – Fahrzeug – Verkehrsverhalten zugeteilt sowie nach Wirkungsmechanismus gruppiert: Unfallvermeidung oder Verringerung der Unfallschwere.

Infrastruktur – Unfallvermeidung

  • die Zahl der Unfallhäufungsstellen soll jährlich unter 30 sein
  • die überwiegende Mehrheit (mindestens 85%) der Lenkenden soll stets Geschwindigkeiten unter dem Tempolimit wählen (v85  vzulässig)
  • Tunnelunfälle mit einer größeren Anzahl an Beteiligten sollen gänzlich vermieden werden
  • Bei planbaren Anhaltungen des Verkehrs aufgrund von Bau- und Wartungsarbeiten muss dafür gesorgt werden, dass dadurch niemals schwere Unfälle ausgelöst werden
  • Hinsichtlich Griffigkeit und Ebenheit soll der sog. Gebrauchswert auf zumindest 97% der Strecken besser als 5 sein

Infrastruktur – Verringerung der Unfallschwere

  • Die Zahl der Getöteten bei Kollisionen mit Bäumen neben der Fahrbahn soll durch geeignete Maßnahmen auf null sinken („Seitenraum-Management“)
  • Im gesamten Netz der Autobahnen und Schnellstraßen sollen durch geeignete Maßnahmen Frontalkollisionen gänzlich verhindert werden

Fahrzeug – Unfallvermeidung

  • Der Ausstattungsgrad mit ABS (Antiblockiersystem) soll 95% und jener mit Elektronischer Stabilitätskontrolle (ESC) 90% überschreiten
  • Unfälle aufgrund von alkoholisierten Lenkenden sind nicht akzeptabel
  • Lkw-Unfälle aufgrund technischer Defekte sind durch qualitätssichernde Maßnahmen weitestgehend zu vermeiden

Fahrzeug – Verringerung der Unfallschwere

  • Der Ausstattungsgrad mit funktionierenden Airbags soll 90% übersteigen

Verkehrsverhalten – Unfallvermeidung

  • Die Zahl der alkoholbedingten Unfälle soll unter 80 sinken
  • Angesichts eines zuletzt gestiegenen Anteils von schweren Auffahrunfällen sollen vollautomatische Abstandskontrollen etabliert werden

Verkehrsverhalten – Verringerung der Unfallschwere

  • Die Gurtverwendungsquote von Pkw-Lenkenden soll auf über 99% steigen
  • Die Gurtverwendungsquote von Lkw-Lenkenden soll 100% erreichen